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25 Jahre Europäische Charta der Regional- oder Minderheitensprachen

Anlass für unser Interview mit Britta ist das Jubiläum der Europäischen Charta der Regional oder Minderheitensprachen. Diese jährte sich am 1. März 2023 zum 25. Mal. Der völkerrechtliche Vertrag, den 25 europäische Länder unterschrieben und ratifiziert haben, soll jene Sprachen schützen, die von Angehörigen traditioneller Minderheiten verwendet werden. In Deutschland sind das zum Beispiel Dänisch, Nordfriesisch, Saterfriesisch, Niederdeutsch, Sorbisch und Romanes. Darüber hinaus benennt die Charta Maßnahmen, um den Gebrauch von Regional- oder Minderheitensprachen im öffentlichen, wirtschaftlichen und sozialen Leben sowie im grenzüberschreitenden Austausch zu fördern.

Die Sprecher*innen von morgen

Es sind die jungen Menschen, die ein Sprache am Leben halten. Deshalb haben sich die Vertragsstaaten dazu verpflichtet, unter anderem in Kindertagesstätten und Schulen den Gebrauch aktiv zu fördern. So ist der Niederdeutschunterricht in den schleswig-holsteinischen Grund- und Sekundarstufen fest vorgesehen. Aber es müssen auch mehr Erzieher*innen und Lehrer*innen entsprechend ausgebildet werden, erzählt Britta Poggensee. Sprachen seien darauf angewiesen, dass die Sprechenden sie intrinsisch nutzen, sie also in sich aufnehmen und völlig natürlich verwenden.

Sprache als Grundstein der Kultur

Auch den Medien schreibt unsere Koordinatorin für Regional- und Minderheitensprachen im ADS eine große Bedeutung zu. Radio, Fernsehen und die sozialen Medien sind enorm wichtig ­– gerade für die jüngeren Sprecher*innen. Hier nutzen die User nicht nur die Sprache, hier identifizieren sie sich auch mit ihr. Es gibt zwar einen eigenen Radiosender für Sorbisch und ein weiterer rein plattdeutscher Sender ist in Planung, aber es muss noch mehr passieren. Vor allem braucht es Social Media, um die junge Generation nachhaltig zu erreichen. Als Ansprechpartnerin für Regional- und Minderheitensprachen plädiert Britta dafür, diese bereits früh in die Entwicklung von Kindern zu integrieren. Im Kindergarten etwa können kleine Besucher*innen sehr von Mehrsprachigkeit profitieren. Zum Beispiel lernen sie hier, dass Sprache mehr ist als ein Kommunikationsmittel. Stattdessen vermag sie es, Emotionen, Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken und so eine Gemeinschaft zu stiften oder sich bewusst abzugrenzen. Sprache ist der Grundstein für jede Landeskultur, jede Demokratie und jedes menschliche Zusammenleben.

Einmaliges Sprachangebot im Norden

In den Kindertageseinrichtungen des ADS wird neben Deutsch immer auch eine Regional- und Minderheitensprache angeboten. Dadurch können sich die Kinder mit der plattdeutschen, dänischen oder friesischen Sprachkultur auseinandersetzen und ihr auf spielerische Art begegnen. Ziel ist es, die Regional- und Minderheitensprachen und Kulturen auch in der Jugendarbeit zu integrieren, um auf diese Weise Begegnungsorte über die Grenze hinweg zu schaffen. Seit 1950 trägt der Grenzfriedensbund so zur Völkerverständigung im Norden bei. Die Vielfalt des Angebots ist dabei einmalig.